Nach Christian Titz und Christian Neidhart soll es nun Christoph Dabrowski bei RWE richten. Rot-Weiss Essen stellte den 43-jährigen Fußballlehrer am Donnerstag offiziell vor. Ein Mann, der auf die Aufgabe brennt, so heißt es von Dabrowskis Weggefährten als Trainer und Spieler, bei denen sich RS informiert hat.
Vorweg: Bei dieser Trainer-Verpflichtung war in Essen einiges anders als sonst. Auch die Medien, auch wir vom RevierSport, waren bei vorherigen RWE-Trainerverpflichtungen häufig früh im Bilde. Diesmal war es anders. Lange Zeit tappte die Presse im Dunklen.
RWE hat es geschafft, die Personalie in Ruhe und Geduld abzuarbeiten, was sicher nicht einfach war, denn das Interesse an der Personalie war kurz nach dem Aufstieg sehr groß. Nur ein kleiner, interner Kreis war in die Trainerfindung involviert, alle hielten dicht. Natürlich wurden Gespräche mit mehreren Kandidaten geführt, ein Muss, es hätte ja auch mit Dabrowski nicht klappen können.
Dass jetzt nach der Bekanntgabe der Dabrowski-Verpflichtung nicht alle Fans im RWE-Umfeld "Hurra" schreien, ist auch verständlich. Denn der 43-jährige gebürtige Pole hat bislang "nur" Hannover 96 für ein halbes Jahr in der 2. Bundesliga betreut. Wir sprechen hier von einer Ersten Mannschaft. Denn davor war Dabrowski lange Zeit nur im Nachwuchsbereich der Niedersachsen tätig.
Doch: Obwohl er nur sechs Monate für die 96-Profis zuständig war, löste er die Aufgabe bravourös. Acht Siege, zwei Remis, sieben Niederlagen: Klarer Klassenerhalt, Mission erfüllt. Dass er am Ende keinen Vertrag erhielt, liegt natürlich auch an der Person Martin Kind. Der Hannover-Boss ist eigenwillig, ein wenig exzentrisch und ein Arbeiten unter ihm sicherlich kein Zuckerschlecken.
Die Skeptiker unter den RWE-Fans sollten auch bedenken, dass Rot-Weiss 14 Jahre nicht mehr im Profifußball vertreten war. Und der neue Trainer kommt aus der 2. Bundesliga - alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Auch hier gebührt der RWE-Führung um Boss Marcus Uhlig und Sportchef Jörn Nowak ein Kompliment. Dabrowski sollte bei der Anhängerschaft nicht mit Skepsis, sondern viel mehr neutral, unvoreingenommen begrüßt werden.
"Dabro", wie er aus Bochumer Zeiten gerufen wird, kehrt also ins Ruhrgebiet zurück. Seine Familie lebt sowieso schon die ganze Zeit in Dortmund und er kommt nun heim. Rund 40 Kilometer von Dortmund liegt nun sein neuer Arbeitsplatz in Essen-Bergeborbeck. Hier trifft er auf seine neuen Chefs Marcus Uhlig und Jörn Nowak, die ihn unbedingt verpflichten wollten - von Anfang an!
Wenn man im Fußball von einem Trainer-Wunschkandidaten spricht, dann ist Dabrowski solch einer in Essen vom ersten Moment an gewesen. Die RWE-Verantwortlichen wussten nur nicht, ob ihre Wunschlösung auch realisierbar ist., deshalb hatten Uhlig/Nowak natürlich auch andere Kandidaten auf dem Zettel. Denn vor nicht allzu langer Zeit stand Dabrowski, der 273 Bundesligaspiele und 103 Partien in der 2. Bundesliga absolvierte, noch bei Erst- und Zweitligisten auf dem Zettel.
Dass er nun Ruhrpott-Riese RWE übernimmt, spricht auch für ihn: Er ist selbst sehr ambitioniert und sieht in Rot-Weiss Essen eine Parallele - ein Klub, der lange unten war und nun nach oben will - wie auch Dabrowski, der nach der langen Zeit im U-Bereich in seiner halbjährigen Zweitliga-Tätigkeit Blut geleckt hat. Er ist der richtige Mann für Rot-Weiss Essen.
Es kommt ein Ruhrpottler an die Hafenstraße, der eine klare Linie verfolgt, eine klare Meinung besitzt und einen klaren Plan für seine Mannschaft mitbringt. Er ist kein Schreihals, eher ein Mann deutlicher Worte. Dabrowski präferiert ein 4-2-3-1-System, in dem sich auch RWE in den letzten beiden Jahren am wohlsten fühlte.
Es muss in Essen mit dem Trainerwechsel nicht alles über den Haufen geworfen werden. Auch das sprach natürlich für Dabrowski. Denn sportlich gesehen haben Titz, Neidhart und natürlich Nowak in den letzten Jahren den Grundstein für eine weitere erfolgreiche RWE-Zukunft gelegt. Nun kommt Dabrowski, der den positiven Weg weiterführen will - in der 3. Liga.